Was ist der Unterschied zwischen Gruppen und Teams?

Was ist der Unterschied zwischen Gruppen und Teams?

08.08.2023

Die Begriffe "Gruppen" und "Teams" werden zwar Synonym verwendet, sind aber keine Synonyme im ursprünglichen Sinne. Gruppen und Teams unterscheiden sich funktional und psychologisch voneinander, ebenso wie Gruppenmitglieder und Teammitglieder unterschiedliche Bedürfnisse und Ziele haben. Tatsächlich ist die Unterscheidung zwischen Gruppen und Teams ein wichtiger erster Schritt, um beide erfolgreich zu leiten und zu entwickeln. Im Folgenden erfahrt ihr, wie ihr feststellen könnt, ob es sich um eine Gruppe oder ein Team handelt.

Gruppe oder Team: Kennt ihr den Unterschied?

Gruppen und Teams unterscheiden sich darin, wie sie ihre Ziele erreichen. Gruppen werden von mehreren individuellen Zielen angetrieben, Teams von einem einzigen kollektiven Ziel.

Was ist eine Gruppe?

Eine Gruppe ist eine Ansammlung von Einzelpersonen, die unterschiedliche Ziele verfolgen, unabhängig voneinander arbeiten und auf der Grundlage ihrer individuellen Bemühungen erfolgreich sind oder scheitern.

Ein Beispiel für eine Gruppe ist eine regionale Vertriebsfunktion, in der das Ziel jede:r Vertreter:in ausschließlich von seinen individuellen Bemühungen abhängt und nicht von der Zusammenarbeit mit anderen Vertriebsmitarbeitenden. Der Erfolg der Vertriebsfunktion in der Region wird an der Summe der unabhängigen Leistungen der Vertreter:innen gemessen. Eine Forderung an die Vertreter:innen, mehr miteinander zusammenarbeiten, würde sich wahrscheinlich nicht auf die finanzielle Leistung auswirken.

Group Development, also die (Weiter-)Entwicklung einer Gruppe, erfordert von Führungskräften sicherzustellen, dass alle Gruppenmitglieder Zugang zu denselben Informationen und Ressourcen haben, dass sie sich engagieren, über die erforderlichen Fähigkeiten verfügen und ihre individuellen Ziele erreichen.

Was ist ein Team?

Ein Team besteht aus drei oder mehr Personen, die ein gemeinsames Ziel verfolgen. Die Fähigkeit eines Teams, dieses Ziel zu erreichen, hängt von seinen Mitgliedern ab, die eine gemeinsame Führung haben und Erfolg oder Misserfolg teilen. Die Mitglieder sehen sich auch selbst als Teil des Teams; dieses mentale Modell identifiziert sie als Teammitglieder und prägt ihre Interpretation von Ereignissen.

Ein Beispiel für ein Team ist ein Kollektiv von Personen mit funktionsübergreifenden Fachkenntnissen, die auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten, wie z.B. ein Team von technischen Expert:innen, die gemeinsam ein Problem lösen sollen.

Zusätzlich zu den ähnlichen Anforderungen, die an die Gruppenentwicklung gestellt werden, müssen Führungskräfte beim Team Development - der (Weiter-)Entwicklung von Teams - sicherstellen, dass sich die Teammitglieder mit dem Team identifizieren, die Ziele und Erfolgskriterien teilen und zusammenarbeiten.

Team-Rollen

Der Aufbau eines gesunden und gut funktionierenden Teams ist nicht einfach. Es erfordert ein Gleichgewicht zwischen den eigentlichen Aufgaben der Mitarbeitenden und ihren Stärken innerhalb der Gruppe. Diese beiden Eigenschaften werden als funktionale und psychologische Rollen unterschieden.

Die funktionalen Rollen werden durch die Titel der Mitarbeitenden bestimmt und spiegeln ihre beruflichen Kompetenzen wider, wie z.B. Frontend Webentwickler:in, Grafikdesigner:in, Social Media Manager:in oder User Experience Strategist.

Die psychologischen Rollen werden durch die individuellen Stärken der Teammitglieder beeinflusst. Beispielsweise ist eine Person gut darin, die Zusammenarbeit zu fördern, während eine andere gut darin ist, Prozesse zu überwachen. Stärken in der Antizipation von Problemen oder in der Förderung realistischer Lösungen sind eher mit der Persönlichkeit als mit der beruflichen Ausbildung verbunden.

Ein Team funktioniert am besten, wenn die Teammitglieder über ausgewogene Stärken in den folgenden fünf Bereichen verfügen:

  • Innovation - antizipiert Probleme, identifiziert Trends und Muster, erkennt die Notwendigkeit von Anpassungen und entwickelt kreative Lösungen.
  • Pragmatismus - fördert realistische, praktische Ansätze und liefert Gegenargumente, um Ideen zu verfeinern.
  • Prozess - überwacht die Umsetzungsregeln, die Details der Ausführung und den Einsatz organisierter Systeme zur Aufgabenerfüllung
  • Beziehungen - übernimmt Verantwortung für die Zusammenarbeit innerhalb des Teams und versteht, wie das Team von außen wahrgenommen werden kann
  • Ergebnisse - übernimmt die Verantwortung für die Ergebnisse des Teams und kommuniziert Ideen, Prozesse, Fortschritte und Probleme an das Team.

Wenn die Stärken eines Teams nicht aufeinander abgestimmt sind, ist es unwahrscheinlich, dass das Team mit maximaler Effizienz arbeitet, und es kann zu einem Ungleichgewicht oder sogar zu Funktionsstörungen kommen. Die Leiter:innen gut funktionierender Teams wissen, wie sie die Teammitglieder auf der Grundlage des Zusammenspiels ihrer Stärken führen und entwickeln können.

Die Merkmale leistungsstarker Teams

Die Persönlichkeit beeinflusst den Erfolg von Teams in Bezug auf Teambalance, Teamentgleisungen und Teamführung.

Teambalance

Die richtige Mischung aus Fähigkeiten, Erfahrung und Persönlichkeit ist der Schlüssel zu einem produktiven Team und zufriedenen Mitarbeitenden.

Ein erfolgreiches Team ist ein ausgewogenes Team. Eine Fußballmannschaft mit acht Stürmern und nur zwei Verteidigern wäre kaum erfolgreich. Ebenso wird ein Team mit acht Personen, die sich auf die Teamergebnisse konzentrieren, und nur zwei Personen, die die Zusammenarbeit im Team fördern, wahrscheinlich keine gute Arbeit leisten.

Teamleiter:innen, die die Balance der Teamstärken richtig beurteilen, können so unnötige Konflikte vermeiden. Wenn die Stärken eines Teams ausgewogen und angemessen verteilt sind, ist dies die Grundlage für ein leistungsstarkes Team.

Entgleisungen im Team

Neben der Notwendigkeit, das Gleichgewicht zwischen den Persönlichkeiten in einem Team zu wahren, sind Teams mit weiteren Entgleisungen oder Derailern konfrontiert, die auf Persönlichkeitstendenzen und mangelndes Engagement der Mitarbeitenden zurückzuführen sind.

Leistungsprobleme entstehen, wenn Menschen unter Stress stehen. Jede Persönlichkeit hat ihre Schattenseiten, die zum Tragen kommen können, wenn die Teammitglieder in eine Dysregulation geraten. Beispielsweise können Personen, die im Hogan Development Survey (HDS), der Persönlichkeitsmerkmale unter Stress misst, einen hohen Wert auf der Skala "vorsichtig" erreichen, risikoscheu sein und Veränderungen ablehnend gegenüberstehen. Sie können ein Team auf subtile Weise entgleisen lassen, indem sie Entscheidungen vermeiden, Innovationen aufgrund der wahrgenommenen Wahrscheinlichkeit des Scheiterns ablehnen oder anspruchsvolle Aufgaben ganz aufgeben.

Potenzielle Team-Derailer werden auch mit Mitarbeitenden in Verbindung gebracht, die nicht engagiert sind. Dr. Robert Hogan, Gründer der Hogan Assessments, sagt dazu: "Wenn Mitarbeitende engagiert sind, mögen sie ihre Arbeit, arbeiten hart, ergreifen die Initiative und zeigen Loyalität." Wenig oder nicht engagierte Teammitglieder können die Teamdynamik ernsthaft stören, da sie ihre psychologische oder funktionale Rolle innerhalb des Teams vernachlässigen können.

Teamführung

Eine weitere Komponente, die den Erfolg oder Misserfolg eines Teams beeinflusst, ist die Teamführung. Ein effektiver Teamleiter ist in der Lage, das Team so zu führen, dass Ergebnisse erzielt werden - was ohne gegenseitiges Vertrauen nicht möglich ist.

Vertrauenswürdige Teamleiter:innen sind zuverlässig, einfühlsam, belastbar und bescheiden. Sie verstehen die Emotionen ihrer Mitmenschen, bleiben unter Stress ruhig und verzichten darauf, die Anerkennung für eine kollektive Leistung auf Grund von Arroganz für sich zu beanspruchen. Alle diese Tendenzen hängen mit der Persönlichkeit zusammen und können durch bewusste, gewohnheitsmäßige Übung verbessert werden. Darüber hinaus lassen sich aber gut validierte Persönlichkeitsskalen einsetzen, mit denen die wahrgenommene Vertrauenswürdigkeit von Führungskräften und damit die Wahrscheinlichkeit, dass sie Teams gut führen, vorhergesagt werden kann.

Das Wissen um den Unterschied zwischen Gruppen und Teams allein reicht nicht aus, um engagierte Führungskräfte und Teammitglieder zu garantieren. Um leistungsstarke Teams aufzubauen, müssen Unternehmen Talentförderungsmöglichkeiten anbieten, die nachweislich das Engagement und die Produktivität steigern.


Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel, der ursprünglich im Hogan Assessments Blog veröffentlicht wurde.